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Ein Tag der gelebten Gemeinschaft

Der 29.01.2021 wird sich noch lange ins Gedächnis der Büdinger einprägen. Durch lang anhaltende Regenfälle, schnell steigende Temperaturen und hierdurch einsetzende Schneeschmelze stiegen alle durch die Gemarkung Büdingen fließenden Bäche stark an. Die normalerweise ruhig dahin plätschernden Gewässer Seemenbach und Wolfsbach schwollen innerhalb weniger Stunden, ja schon fast Minuten zu reißenden Strömen mit immensen Wassermassen an.

Während gegen 08:30 schon erste Alarmmeldungen über rapide steigende Pegel über die sozialen Medien mitgeteilt wurden, kam es dann nicht einmal eine halbe Stunde später zu ersten Überflutungen in Wolferborn, Rinderbügen und Wolf. In Büdingen kam es dann zum GAU als die marode Hainmauer, die in vergangenen Jahrhunderten als Hochwasserschutz für die damals bedeutend tiefer liegende Altstadt erbaut wurde, den Wassermassen nicht mehr stand hielt und brach.

Mit bekanntem traurigen Ergebnis für die Büdinger Innenstadt und insbesondere die stark betroffene Altstadt mit überfluteten Kellern, Wohnhäusern, Geschäften und Gaststätten. Was das Wasser an Schäden verursachte wird erst in den nächsten Tagen und Wochen ermittelt werden können. Die Folgen dieses Ereignisses wird uns alle und noch viel mehr die Betroffenen noch sehr lange beschäftigen.

Doch trotz allem Schrecken über die Kraft der Natur, die uns erneut zeigte wie machtlos wir letztlich in dem Versuch sind sie bändigen zu wollen, war diese Flut ein Ereignis das wieder einmal bewies, dass Menschen, die sich kaum kennen, sich beim Begegnen auf der Straße höchtens mal ein "Hallo" über die Lippen quetschen zusammen stehen, sich gegenseitig helfen, anpacken wo es nötig ist und die vielen ehrenamtlichen Helfern von Feuerwehr, DRK, THW, DLRG nach Kräften unterstützen.

Ich konnte es nur in Wolf miterleben wie die Feuerwehren aus Rohrbach und Aulendiebach in der Straße "Am Brückenacker" tätig wurden und alles unternahmen um die am Wolfsbach gelegenen Häuser vor Überflutung zu schützen oder voll gelaufene Wohnungen und Keller leer pumpten. Ich erlebte auch wie Landwirte mit ihren Gerätschaften die Pumparbeiten unterstützten und im Dauereinsatz Wohnungen und Keller leerten. Nicht zu vergessen die vielen Einwohner die all denen, die Hilfe nötig hatten zur Hand gingen, dabei halfen Hab und Gut vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen, überflutete Räume oft nur mit Eimern ausschöpfen halfen, Sandsäcke füllten und schleppten. Oder andere die für die Einsatzkräfte und Helfer Essen und Getränke zur Verfügung stellten oder einfach nur den Verkehr regelten.

Denn das war leider bitter nötig. Da gab es nicht wenige "Guggewoller", die trotz klarer Ansage "Straße ist überflutet, es geht nicht weiter" die Anhaltezeichen der für die Verkehrsregelung abgestellten Feuerwehrkräfte missachteten und sich die Einfahrt teilweise unter Gefährdung der Einsatzkräfte und Helfer erzwangen.

Ganz besonders übel fielen zwei junge Herren der üblichen Klientel auf, die jeder für sich in einem älteren schwarzen "Dreiah" BMW der Baureihe E92 sowie einer 350er Mercedes S- Klasse (W211) jegliche Halteaufforderung ignorierten und erst durch ein auf der Straße stehenden Traktor gestoppt wurden. Erst nach einer unmissverständlichen Ansage des Leiters der Feuerwehr Wolf konnten diese "eyaldamachmaplatzischmussdadursch" Minderintelligenzler zur Umkehr bewogen werden. Nicht ohne bei der Abfahrt noch im schlammigen Randstreifen auf Höhe der Feuerwehrleute absichtlich Vollgas zu geben.

So manchmal frage ich mich ernsthaft wie hirntot man sein muss um so eine Nummer zu reiten.

Gut zurück zur gegenseitigen Hilfe. Ich hoffe, nein ich wünsche mir, dass dieses Ereignis eine Basis bildet auf der aufgebaut werden kann. Denn wenn Menschen, die sich kaum kennen in einer Katastrophe zueinander stehen, sich helfen und unterstützen, lässt das für die Zukunft hoffen.

Was wir jetzt brauchen sind Menschen die miteinander arbeiten, alles Erdenkliche an Hilfsmaßnahmen anstoßen um die Folgen dieses Hochwassers für alle Betroffenen schnell abzumildern. Nicht nur jeder Einzelne kann etwas tun, gerade die Lokalpolitik ist jetzt gefordert parteiübergreifend alle verfügbaren finanziellen Hilfen vom Kreis, Land oder Bund anzufordern. Zudem wäre es sehr schön wenn jetzt als Ausnahme der Wahlkampf hinten an stehen könnte und nicht jede Partei verkünden würde wie toll sie angesichts dieser Katastrophe für Büdingen tätig wurde oder wem sie alles zu danken haben.

Lasst stecken, kommt nicht gut.


Nachtrag: hier füge ich noch die Bitte um finanzielle Unterstützung der Geschädigten durch den Magistrat der Stadt Büdingen an. Das geht in der Masse der Beiträge in Facebook zu schnell unter.

Facebook: Magistrat der Stadt Büdingen | Spendenbitte Hochwasser 2021

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