Vor wenigen Wochen berichtete der Kreis-Anzeiger über ein Projekt die Festungsanlage rund um die Büdinger Altstadt gesamtheitlich zu erfassen um das touristische Potential zu Gunsten unserer Stadt besser nutzen zu können. Etwas ausführlicher wurde es von Thomas Appel mit seinem Facebook- Projekt "Büdingen Erleben" aufgegriffen und vorgestellt.
Ganz offen: da wäre ich gern sowas von dabei!
Das erfasste Datenmaterial aufbereiten, in eine interessante Form bringen, die sowohl normale Touristen, als auch geschichtliche Interessierte sowie fachkundige Besucher gleichermaßen anspricht ist schon allein eine Herkulesaufgabe, die mit Bedacht und Sorgfalt angegangen werden muss. Denn nicht alles was Fachleute schreiben ist für Laien verständlich oder interessant.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich intensiv mit dem europäischen Früh- und Hochmittelalter. Dazu lese ich sehr viel wissenschaftliche Literatur um ein möglichst akkurates Bild der gewählten Zeit(en) darstellen und auf mögliche Fragen mit entsprechendem Hintergrund Fakten vermitteln zu können. Daher weiss ich wie trocken und dröge diese Bücher oft sind.
Durch Besuche in verschiedensten Museen und Geschichtsparks im In- und Ausland konnte ich unterschiedliche Präsentationsformen von Geschichte kennen lernen.
Mit die langweiligste Form wird in Irland betrieben. Mit einigen wenigen gut vermarkteten Ausnahmen (z.B. Rock of Cashel) finden sich an historisch bedeutsamen Stätten lediglich einige Hinweistafeln mit Zahlen und kurzen Erläuterungssätzen. Besser wird es in Schottland gelöst, dort finden sich an geschichtlich bedeutsamen Orten sehr oft mehrsprachige Fremdenführer, zudem sind interaktive Führungen und umfangreiche Literatur keine ungewöhnlichen Angebote.
Am Ansprechendsten empfand ich meine Besuche im Viking- Center Ribe, dem Geschichtspark Bärnau- Tachov, dem Experimentaldorf Lauresham bei Lorsch wenn vergangene Zeiten durch Reenactment bzw. Living- History Darsteller anschaulich vermittelt wurden. Nicht durch "herunterbeten" von Zahlen und Fakten, sondern durch Tätigkeiten, zeitgenösische Kleidung, Ausrüstung oder auch Darstellung von sozialem Verhalten der Gruppe untereinander. Das zu früheren Zeiten bedeutend vielschichtiger war als heute.
Living- History ist absolut mein Thema.
Mittlerweile besitze ich einige Darstellungen, die in der Zeitstellung allerdings bedeutend früher angesiedelt sind. Doch wie der Zufall spielt war für 2021 rein als Spaßprojekt für den Besuch des Peter- und- Paul Festes in Bretten der Aufbau einer Darstellung als deutscher Landsknecht im frühen 16. Jhdt. geplant.
Das passt absolut in die Zeit der Errichtung der Büdinger Festungsanlage. Landsknechte wurden nachweislich erstmals 1487 erwähnt und es gab sie als eigenständige Söldnertruppen bis zum Reichstag zu Speyer im Jahr 1570. Ebenso ist diese Zeit durch Bildmaterial z.B durch Bildnisse von Albrecht Dürer, Daniel Hopfer oder Peter Flötner sehr gut belegt. Mit diesen bildlichen Vorlagen sind auch Darstellungen des normalen Volks mit etwas handwerklichem Geschick an der Nähnadel realisierbar.
Ich werde mich in jedem Fall mit den für das Projekt "Festung" Verantwortlichen in Verbindung setzen, denn was spräche dagegen das erarbeitete Wissen anschaulich als Baumeister, gräflichen Bediensteten, Stadtbewohner oder Soldat dieser Zeit wiedergeben zu können.