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Wählt mich!

Es ist wieder einmal Wahlkampf. Nicht nur im Bund wo der mündige Bürger nach vier Jahren erneut seine Rechte für längere Zeit per Kreuz auf einem Zettel an treue Parteigenossen abtreten darf, die quer durch alle Parteien wissen was gut für den Bürger ist und streng nach bestem Wissen und Gewissen völlig frei von Fraktionszwang und Parteidoktrin für den Wähler Entscheidungen treffen, nein auch in unserem beschaulichen Büdingen steht der Bürgermeister zur Wahl.

War es bis vor wenigen Wochen ein noch ziemlich einsames und vor allem vorab entschiedenes Rennen zwischen dem in der Bevölkerung beliebten charismatischen Amtsinhaber Erich Spamer und dem zum zweiten Mal für die CDU antretenden eher farblosen Benjamin Carlos Harris, poppten wie die Springteufel aus der Kiste nach überraschendem Rückzug des Amtsinhabers neuen Kandidaten hoch.

Ganz vorweg der mehrfach in Kandidaturen für Bundes- und Landtagsmandate wenig erfolgreiche Ulrich Majunke als schnell nachnominierter Ersatzkandidat für die FWG, konnte die ursprünglich nicht Antreten wollende SPD nicht länger zurück stehen und nominierte den Stadtverordneten Rolf Kleta. Die FDP hat einen selbst in seinem Wohnort ziemlich unbekannten Robin Nepomuk Mai ausgegraben, die nationalen Sozialisten (oder nennen sie sich gerade nationale Demokraten?) stellen- wieder einmal- Daniel Lachmann auf. Dann wäre da noch mit Stefan Zielenkiewitz ein vollkommen unbekannter Kandidat, der zwar erst vor einigen Wochen nach Büdingen zog, es aber irgendwie schaffte die benötigten Unterstützerstimmen zur Kandidatur zusammen zu bekommen und als Unabhängiger zur Wahl steht.

In jedem Fall wird es eine interessante Wahl. Die zwei aussichtsreicheren Kandidaten glänzen in Presse und sozialen Medien mit etlichen Beiträgen "Ich war hier und habe ein Foto machen lassen" quer durch alle Ortsteile auf denen sie mit gewichtiger Miene dem Bürger  zuzuhören vorgeben. Oder andere Beiträge mit denen sie auf den Zug der ausschließlich in Deutschland grassierenden Klimahysterie aufspringen und "Hochwasserschutz zur Chefsache" machen wollen. Nachdem es von übergeordneten Behörden oder sogar im Büdinger Stadtparlament über Jahrzehnte liegen gelassen, blockiert, abgebügelt, als nicht notwendig betrachtet wurde werden es die Kandidaten nun endlich richten.

Sicher doch.

Ich mag mich mit meiner Ansicht gerade bei den vom Hochwasser Betroffenen ein wenig unbeliebt machen, doch stelle ich die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Hochwasserschutzes mit mehreren Rückhaltebecken wie er z.B. vom FWG- Kandidaten propagiert wird.

Die Büdinger Altstadt stand zuletzt 2021 unter Wasser, doch wie lange ist zwischen dem vorherigen und dem diesjährigen erheblichen Hochwasser vergangen? 18 Jahre? Letztlich steht und fällt der Hochwasserschutz der Altstadt seit mehreren hundert Jahren mit einer, bzw. zwei Mauern wovon die Wichtigste über Jahrzehnte vom Besitzer sträflichst mit bekanntem Ergebnis vernachlässigt wurde. Hier gilt es zuerst anzusetzen und nicht mit endlosen Verhandlungen, vagen Absichtserklärungen die letztlich zu keinem Ergebnis führen sondern knallharter Ansage "Bis dann reparieren, komplett sanieren oder Enteignung" in kürzester Zeit ein Ergebnis herbei zu führen.

Als nächstes steht der nicht unerhebliche Kostenfaktor. Wie viele Millionen Euro kosten Rückhaltebecken im Zulauf des Seemenbachs, des Wolfsbachs und des Küchenbachs? Welcher Teil davon kommt auf die Stadt zu, wie soll die Finanzierung des Anteils sicher gestellt werden? Stehen die Kosten der vollmundig angekündigten Maßnahmen in Relation zu den durch das Hochwasser entstandenen Schäden? Wo sollen die Becken gebaut werden? Wieviel Land geht verloren, wer zahlt die Entschädigungen an die Besitzer? Wer trägt die Folgekosten für den Unterhalt der Bauwerke? Wäre es eventuell erheblich kostengünstiger einen Fonds anzulegen aus dem Betroffene möglicher künftiger Hochwasser entschädigt werden als Unsummen für den Bau von Rückhaltebecken und anzukaufender Flächen aufzuwenden?

Doch zurück zu den Kandidaten. In den sozialen Medien, darunter Facebook kam die Frage auf ob sich die Kandidaten einer Podiumsdiskussion, die auf Grund des Infektionsgeschehens durchaus Online stattfinden kann, stellen werden. Obwohl diese Frage mehrfach in verschiedensten Gruppen mit Bezug zur Stadt Büdingen gestellt wurde weichen die Kandidaten aus bzw. reagieren erst gar nicht.

Es dürfte für die Bürger durchaus interessant sein wie die Kandidaten die Stadt finanziell auf eine solide Basis stellen, den zunehmenden Leerstand von Gewerbeimmobilien retounieren und andere, eher nachrangigere Probleme angehen und vor allem wie sie es im in Büdingen üblichen zermürbenden politischen Dauergezänk umsetzen wollen.

Zusätzlich wurde die Frage nach der Befähigung eine kommunale Verwaltung zu führen aufgebracht. In der Regel haben Bürgermeister eine kommunale Ausbildung, ein juristisches oder Verwaltungsstudium genossen oder waren zumindest längere Zeit in leitenden Positionen in größeren Unternehmen tätig.

Keiner der Kandidaten weist zumindest den von mir eingeholten Informationen nach diese Fähigkeiten auf. Wie also soll sicher gestellt sein, dass vom Bürgermeister rechtlich sichere Entscheidungen getroffen werden ohne für jede Kleinigkeit diese Entscheidungsprozesse lähmende Berater hinzuziehen zu müssen?

Von allen wichtigen Kandidaten hört und liest der interessierte Bürger sehr viele Absichtserklärungen. Konkrete Aussagen über das WIE bleiben sie schuldig.

Meinem persönlichen Eindruck nach ist keiner der Kandidaten geeignet das Amt des Bürgermeisters angemessen auszufüllen. Hier bleibt dem Wähler wie im Bund nur die Wahl des geringsten Übels.

Erich Spamer hätte ich gewählt. Jetzt wird es wohl auf Harris hinaus laufen obwohl ich mir vor Jahren schwor niemals wieder CDU zu wählen.

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