Verkehrsteilnehmer die nach dem Anlassen des Motors das Hirn im Handschuhfach ablegen sind keine Erfindung der jüngeren Zeit. Die gibt es schon seit Henry Ford durch Massenproduktion erschwingliche motorisierte Fortbewegungsmittel ermöglichte. Ich bin im Auto selbst oft nicht gerade als motorisiertes Verkehrshindernis unterwegs, doch gibt es bei mir eine Maxime: ich verhalte mich im Straßenverkehr generell so, dass ich andere nicht gefährde, behindere oder belästige. Diese gegenseitige Rücksichtnahme vermisse ich mittlerweile sehr oft.
Gestern Abend bediente ein im Landkreis Friedberg gemeldeter Verkehrsteilnehmer in seinem älteren ultrakonkret krasse dreia Beemwäh vollumfänglich das Klischee des Idioten am Steuer. Ich hatte den jungen Herren ab Büches bis zum ersten Kreisverkehr in Büdingen vor mir. In der Zeit konnte ich sieben Überholversuche trotz Gegenverkehr, sinnloses "in den Kofferraum des Vordermanns kriechen" inklusive intensiver Nutzung der Hupe, unsinniges Beschleunigen und Abbremsen, innerstädtisch weit überhöhte Geschwindigkeit sowie die Missachtung einer mehr als zwei Sekunden "Halt" zeigender Ampel (die am ehemaligen JOH) beobachten.
Wo genau der Herr Fahrzeugbediener seine Führerscheinprüfung ablegte ist mir nicht bekannt, möglicherweise in dem Land dessen aus Halbmond und Stern bestehende Flagge als Aufkleber auf dem Auto zu sehen war? Das gezeigte Verhalten kenne ich persönlich nur aus vorderasiatischen, südosteuropäischen und nordafrikanischen Ländern in denen sich die Fahrer mit der lautesten Hupe und dem rücksichtslosesten Verhalten gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern durchsetzen. So wie dieser rücksichtslose Depp fuhr hat er sich mit dem Erlernen der Verkehrsregeln nicht lange, geschweige denn intensiv beschäftigt. Oder er hat sie komplett vergessen.
Das Ignorieren gültiger Verkehrsregel ist nicht unbedingt am Fahrzeugtyp fest zu machen; der in einem anderen Artikel beschriebene Verkehrsteilnehmer, der den HIT-Parkplatz als seine persönliche Rennstrecke betrachtete, fuhr einen Renault Pampersbomber, doch sind die optischen Merkmale der Verkehrsregeln bewusst missachtender Fahrer und Fahrzeugtypen nur zu oft sehr ähnlich.
In den Abendstunden ist (nicht nur in Büdingen) ein interessantes Phänomen auszumachen. Je später es wird um so mehr sind quietschende Reifen, hochtourig heulende Motoren, dröhnende Auspuffanlagen in der Stadt zu hören. Vom Bahnhof zum ersten Kreisel, weiter zur Altstadt, durch Mühltor-, Gymnasium und Brunostraße oder durch Düdelsheimer und Orleshäuser Straße. In geschlossenen Ortschaften gelten 50 km/h? Das fahren diese Hirntoten oft pro Achse. Und mehr. Inklusive Abdrängen, Überholen und schneiden anderer Verkehrsteilnehmer.
Wesentlich interessanter sind die daran beteiligten Fahrzeuge und das Alter der Fahrer. Gibt einige Stellen in Büdingen die für Beobachtung prädestiniert sind. Oft BMW und Mercedes der höher- und höchstpreisigen Klasse, sehr oft mit "M" oder "AMG" verziert und teilweise auffällig junge Fahrer. Da stelle ich mir ab und zu ganz unbewusst die Frage aus welchen Quellen das Geld für den Kauf stammt. Bestimmt hat die ganze Familie zusammen gelegt um dem kleinen Prinzen einen fahrbaren Untersatz der 50.000 Euro+ Klasse zu ermöglichen. Ganz sicher.
Manchmal wünsche ich mir Verkehrskontrollen mitten in der Nacht. Oder einfach mal nur ein zufällig in einer der genannten Straßen stehender Blitzer. Die geschätzt gefahrenen Geschwindigkeiten reichen sicher für mehrmonatigen Führerscheinentzug, empfindliches Bußgeld, Zwangsversteigerung des fahrbaren Untersatzes. Ach halt, das wird wegen des erzieherischen Effektes nur in wenigen europäischen Ländern so gehandhabt.