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Endlich ist es weg

Nach gefühlten dreiunddrölfzig Jahren der fast ebenso langen und letztlich unnötig geführten Diskussionen um mögliche Nutzungskonzepte des leer stehenden, baufälligen Gebäudes wurden in der vergangenen Woche unwiderrufliche Fakten geschaffen und die seit ewigen Zeiten vor sich hin gammelnde "Militärregierung" in der Büdinger Mühltorstraße abgebrochen.

Endlich. Wurde auch Zeit. Hoffentlich hat damit nun auch das von politischer Seite geführte unwürdige Gezänk ein Ende. Wobei sich natürlich schon wieder neues Ungemach wegen der zukünftigen Nutzung des Grundstückes anbahnt. Aber das ist eine andere Geschichte.

In der Vergangenheit kam es in Büdingen immer wieder zu Streit um mögliche Nutzungsänderungen aufgegebener Gebäuden in öffentlicher Hand. Letztendlich kam es bei allen wie es kommen musste und die pragmatischste Lösung wurde gewählt: Abbruch und neue Nutzung des frei gewordenen Grundstücks.

Alle anderen Wünsche, Pläne, Forderungen, teils auch utopische Nutzungsvorschläge zur Umwidmung der Gebäude für soziale oder gemeinschaftliche Zwecke hatten eines gemein: die Kosten wären durch Sparzwänge im städtischen Haushalt nicht finanzierbar gewesen.

Das Gebäude der "Militärregierung" wurde zwar um 1850 herum im Stil des Historismus errichtet, doch sonderlich Stilprägend war es für Büdingen nicht. Umgeben von kleinbürgerlichen Häusern unterschiedlichen Alters, landwirtschaftlichen Anwesen in verschiedensten Erhaltungszuständen und den Glas- und Betonkonstruktionen profaner Zweckbauten, schlicht einer wilden Mischung unterschiedlichster Baustile war es weder besonders Repräsentativ noch sonst irgendwie ansehnlich. Einfach nur ein herunter gekommener Klotz aus Stein, der keine sonderlichen Emotionen beim Betrachter auslöste.

Bausünden, die einen Abrissbagger nötig hätten um Platz für Neues zu schaffen das besser ins Stadtbild mit seinen vielen historisch bedeutsamen Bauten passt, gibt es in Büdingen einige. Die aufgelassene Polizeistation, der daneben stehende Flachbau des ehemaligen Autohauses Doll inklusive der Nebenbauten, die Reste der alten Fabrik oberhalb des Bahnhofs, das Bahnhofsgebäude selbst, der Betonklotz des alten Gymnasiums um nur einige zu nennen.

Büdingen Altstadt 6 / eigenes Bild

In Büdingen stehen in Neu- und Altstadt teilweise mehrere hundert Jahre alte Gebäude die eine grundlegende Sanierung oder zumindest bestandserhaltende Maßnahmen dringend nötig hätten um den fortschreitenden Verfall zu stoppen.

Exemplarisch dafür das Haus "Altstadt 6", das mit eines der ältesten Gebäude in Büdingen ist. Die vor Jahren begonnene Restaurierung wurde irgendwann abgebrochen und leider ist kein Fortschritt feststellbar.

Die Sanierung eines alten Gebäudes verschlingt viel Geld, doch bestimmt fände sich für die Herrichtung einer  ansprechenden Fassade eine andere Möglichkeit als das zugenagelte Fenster. Das sich immer mehr zum optischen Schandfleck entwickelt.

Sich aktiv für deren Erhalt aktiv einsetzen halte ich für eine wesentlich sinnvollere Aufgabe. Eines der repräsentativsten Anwesen in Büdingen, der Luckische Hof aus dem Jahr 1506, steht seit unzähligen Jahren leer und verfällt. Ebenso wie das ebenfalls um 1500 herum erbaute Steinerne Haus oder die Schlossmühle. Zumindest für erst genanntes Gebäude gibt es eine Bürgerinitiative, die sich unermüdlich dem Erhalt widmet. Nur hat die Sache einen kleinen Haken. Die Schlossmühle, das ebenfalls stark sanierungsbedürftige Bandhaus am Obertor ist ebenso wie das Steinerne Haus in Besitz einer schon sehr lange in Büdingen wohnenden Familie. Und die hat hat bislang wenig Interesse bekundet die Substanz dieser Gebäude zu erhalten. Oder sie zu einem angemessenen Preis zu verkaufen.

Mit der fast vollständig erhaltenen Altstadt mit ihren vielen unterschiedlichen Fachwerkbauten, der Festungsanlage, dem Schloßkomplex hat Büdingen schon fast ein Alleinstellungsmerkmal in unserem Land. Das sollten wir für die Nachwelt erhalten. Doch wie so oft scheitert es wie fast überall in unserem Land an den verfügbaren finanziellen Mitteln.

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